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Interview mit Jonas Stettmer
Etwas später als es ursprünglich geplant war haben wir uns nun mit Jonas Stettmer ausführlicher unterhalten und ihn zu den jüngsten Ereignissen befragt.
Jonas spielte eine persönlich hervorragende Hauptrunde in der DNL (Deutsche-Nachwuchs-Liga), trainierte schon die ganze Saison mit der DEL Mannschaft - inklusive Vorbereitung, stand jede Woche mit unserem Nachwuchs auf dem Eis und kam vor kurzem zu seinem DEL Debüt. Als erster Spieler überhaupt aus dem eigenen Nachwuchs.
Ein ziemlich aufregendes Jahr würde so mancher (so auch ich) behaupten.
Aber wer Jonas kennt der weiß, dass es die logische Konsequenz aus der harten Arbeit ist, die er tagtäglich leistet.
Sein bisheriger Werdegang:
Jonas ist 2019/2020 in seiner 5. Saison beim ERC Ingolstadt aktuell erster Goalie unserer DNL U20 Mannschaft sowie 3. Goalie bei der DEL Mannschaft und stets ein sicherer Halt seines Teams. Durch seine starken Leistungen hat sich, der 2001 geborene, Jonas in den Fokus der Profis gespielt. Selbst erlernte er sein Fach nur bei den besten. Seine ersten Schritte unternahm er in der Eishockey-Laufschule in Straubing mit 3 ½ Jahren. In der Laufschule blieb er für 1 Jahr bevor er danach 1 Jahr erst als Spieler das richtige Schlittschuhlaufen erlernte. Sein damaliger Trainer bestand darauf.
Dieser Trainer war kein geringerer als Mike Bales, der selbst einmal von 2002-2003 das Panther-Trikot trug.
Eben jener wurde zum Vorbild und großem Förderer von Jonas. Seine größten Schritte machte er jedoch im Helmut de Raaf Camp und viele Jahre bei GDI – Goalie Development Innovations.
Der sehr ambitionierte und wissbegierige Jonas hat höchste Ansprüche an sich selbst und möchte unserem Nachwuchs seine Erfahrungen mit auf den Weg geben. Vom ERC Ingolstadt e.V. sowie der ERC Ingolstadt GmbH wird Jonas in jeglicher Art und Weise unterstützt um seinem Ziel – neben dem großen Ziel – DEL- auch seine Torwart-Trainerlizenz erwerben zu können.
Unser geplantes treffen zum Videointerview mussten wir aufgrund der Corona-Krise leider absagen. Es ist ein sonniger Nachmittag als ich Jonas telefonisch erreiche:
Servus Jonas, wo erreiche ich dich gerade?
Jonas: Servus, daheim bei meinen Eltern in Straubing.
Wie hast du in den vergangenen Tagen das abrupte Saisonende (DEL & DNL) verarbeitet?
Jonas: Ich bin immer noch traurig, dass wir keine Playoffs spielen konnten, weder DEL noch die Aufstiegsrunde zur Division I in der DNL (Deutsche-Nachwuchs-Liga). Verarbeitet in dem Sinn, dass ich mir bei „Magenta Sport“ meinen 10 Minuten Einsatz nochmal angeschaut habe.
Wie hast du dich dabei gefühlt als du das gesehen hast? War da schon eine Portion Stolz mit dabei?
Jonas: Ganz ehrlich, habe ich dabei gar nichts gefühlt. Ich habe eher auf meine Fehler geachtet, was hätte ich besser machen können etc. So stolz eher weniger, habe es eher analytisch betrachtet.
Das zeigt dann wieder deinen Ehrgeiz....
Jonas: Ja, natürlich. Das soll erst der Anfang gewesen sein. Da soll noch viel mehr kommen.
Eine Frage die sich viele stellen ist wie war das Gefühl als das Signal auf der Bank kam dich fertig zu machen?
Jonas: Als Timo auf dem Eis lag war erstmal eine Art Herzinfarkt Stimmung auf der Bank. Mein Puls schnellte auf gefühlt 300 hoch. Dann kam der Zuruf und es war ein kurzes Gefühl zwischen Traumerfüllung und Panik, war hin und hergerissen zuerst. Dann kam ich aber sehr schnell in die Routine, kurzes Stretching, es gab noch ein paar aufmunternde Worte von Teamkollegen und dann ging es schon ab ins Tor. Viel Zeit zum Nachdenken war nicht. Es ging ja auch gleich mit einer Unterzahl-Situation los.
Hättest du dir gewünscht länger im Tor zu bleiben als die 10 Minuten?
Jonas: Ja sicherlich, wäre schlimm wenn nicht. Ich war aber sehr froh über diese 10 Minuten. Und vor allem glücklich, dass ich das Tor mit Null Toren an Timo übergeben konnte. Das wichtigste war, ohne Zweifel, dass Timo keine schwerwiegende Verletzung davongetragen hat.
Wie war das für dich als die Fans in der Arena deinen Namen gerufen haben?
Jonas: Vor oder nach meinem Einsatz?
Beides....
Jonas: (man hört richtig das strahlen in den Augen als Jonas antwortet)
Das war ein Wahnsinns Gefühl. Eine super Stimmung. Das hat mich Mega gefreut.
Es löst eine absolute innere Freude und ein Super Gefühl aus. Es pusht einen zusätzlich. In der DNL bin ich es ja gewohnt in ruhiger Atmosphäre zu spielen aber hier, das war der Wahnsinn.
Danke dafür.
Was war nach dem Spiel los? Wie haben deine Teamkollegen reagiert DEL und DNL? Du standest ja plötzlich im Mittelpunkt.
Jonas: Die Jungs haben sich alle für mich gefreut. Ich habe Stolz von allen Seiten erfahren.
Eine riesige Freude und Stolz in den Augen meiner Eltern. Es war ein großartiger Abend.
Die Jungs unserer DNL Mannschaft spielten zeitgleich in Garmisch. Von daher hab ich sie erst am nächsten Tag in der Kabine gesehen.
Es kam ausschließlich nur positives Feedback, bis heute.
Jetzt konntest du weder Pre-Playoffs noch in der DNL um den Aufstieg spielen. Wie gehst du als Vollblut Sportler damit um, dass die Saison so abrupt beendet wurde?
Jonas: Muss man akzeptieren. Die Gesundheit steht an allererster Stelle. Ist dennoch sehr traurig. Das wären meine ersten Playoffs als Backup in der DEL gewesen und wer weiß ob nicht noch ein paar Spielminuten dazugekommen wären. Die Situation ist für alle nicht einfach.
Gehen wir mal weg von der DEL. Wie fällt dein Saisonfazit der DNL aus?
Jonas: Wir haben die Saison sehr gut begonnen, zum Jahreswechsel auch noch gut, sind dann aber zum Ende hin etwas eingebrochen. Zum Schlussspurt haben wir uns wieder gefangen und das Saisonziel, die Aufstiegsrunde, erreicht.
(Anmerkung: Die ersten beiden Tabellenplätze der Division II berechtigen zur Aufstiegsrunde zur Division I, der ERC hat den zweiten Platz belegt hinter dem ESV Kaufbeuren)
Wie hättest du eure Chancen für die Aufstiegsrunde (Relegation) eingeschätzt?
Jonas: Das ist wirklich schwierig zu sagen. Da kann alles passieren. Jeder im Team zeigt mehr und haut noch paar Prozente mehr raus. Holt das letzte Korn aus dem Tank. Alles wäre drin gewesen.
Bei all dem Hype der derzeit so um deine Person abläuft, hast du die Befürchtung oder gibt es da die Gefahr, dass du dich darauf ausruhen könntest?
Jonas: Nein, das ist sehr schön das der sogenannte „Hype“ da ist. Aber es wäre auch nicht schlimm wenn er nicht da wäre.
Für mich zählt jetzt nur das Sommertraining und die Vorbereitung für die kommende Saison.
Du stehst neben deinem regulären Training mit der DNL Mannschaft, dem DEL Team auch immer noch mit den jungen Mannschaften auf dem Eis. Die Kinder schauen zu dir auf, du bist sehr beliebt im Verein. Macht dich das Stolz?
- Mit 18 Jahren ist das alles nicht selbstverständlich. Respekt.
Jonas: Danke (lacht leicht verlegen). Gute Frage. Definitiv macht mich das Stolz. Aber in erster Linie macht mir das auch viel Spaß, das was ich von meinen Trainern gelernt habe, an die Jüngeren weiter zu geben. Da ich auch noch jünger bin, als die meisten Trainer, sehe ich manches doch noch aus einem anderen Blickwinkel und habe schon mal mehr Verständnis. Es ist manchmal nicht einfach Schule und Eishockey unter einen Hut zu bekommen.
Wir kennen dich als sehr engagierten, extrem Zielstrebigen sowie Disziplinierten Spieler. Vermisst du manchmal das normale Teenager-Leben?
Jonas: Ja sicher, aber man sucht sich den Weg ja auch bewusst aus. Entweder man geht ihn ganz oder gar nicht.
Man verbringt die meiste Zeit in der Eishalle oder im Kraftraum. Da bleibt kaum Zeit für anderes.
Wenn man hart arbeitet und gewisse Opfer bringt kann man seine Ziele erreichen. Man muss es nur wirklich wollen und seinen ganzen Fokus auf Eishockey legen. Dann kann man es schaffen. Es sich verdienen!
Erzähl von dir. Wie kamst du zum Eishockey - Wie fing alles an?
Jonas: Du hast meinen Weg ja schon sehr gut ausgeführt. (siehe Werdegang oben) Dem ist eigentlich nur noch hinzuzufügen, dass auch mein älterer Bruder Lukas (23, spielt bei EHF Passau Black Hawks) Eishockey spielt. Es gab kaum ein anderes Thema bei uns daheim.
Welche Tipps würdest du an die jungen Spieler geben wenn sie dich fragen was man tun muss um es wie du soweit zu schaffen? Talent allein reicht meist ja nicht aus.
Jonas: (überlegt) Talent ist gut aber man darf sich nicht darauf ausruhen. Harte Arbeit und immer mehr machen, mehr arbeiten wie die anderen. Nicht auf Erfolge ausruhen. Sei stets Diszipliniert auf und neben dem Eis. Nur so schafft man es. Man muss es wirklich wollen auch an Tagen an denen man mal nicht so motiviert ist.